Philosophische Impulse 1: Die Goldene Regel

Die Goldene Regel: „Behandle andere so, wie Du selbst von Ihnen behandelt werden willst!“

Ärger, Streit und Missverständnisse

Wir kennen das alle: Auf dem Weg zur Arbeit nimmt uns ein anderer Autofahrer die Vorfahrt. Beim Einkaufen stehen andere Kunden im Weg, unterhalten sich, versperren mit ihren Einkaufswagen allen anderen den Weg. Der Partner muffelt uns vielleicht schon morgens beim Frühstück an. Ein Kollege schmückt sich gegenüber dem Chef mit unseren Ideen. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Wie soll ich mich gegenüber anderen verhalten?

Eines der zeitlosen Themen der Philosophie ist die Frage, wie wir uns verhalten sollen – sowohl gegenüber uns selbst als auch gegenüber unseren Mitmenschen.

Der Philosoph Immanuel Kant hat diese Herausforderung in der Formulierung „Was soll ich tun?“ als dritte „Grundfrage der Philosophie“ so formuliert.

Die „Goldene Regel“

Aber was sollen wir denn nun tun? Wie sollen wir uns gegenüber anderen verhalten?

Eine sehr alte Antwort darauf bietet die „Goldene Regel“. Diese Richtschnur für das menschliche Handeln finden wir in zahlreichen Kulturen der Welt seit über 2500 Jahren.

Die gängigste Formulierung der „Goldenen Regel“ lautet: „Behandle andere so, wie Du von Ihnen behandelt werden willst!“ Oder negativ formuliert: „Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem andern zu!“

Aber mal ehrlich! Wenn es diese Regel schon so lange in so vielen Kulturen gibt, warum haben wir Menschen dann immer noch so viele Probleme im Umgang miteinander?

Ich glaube, dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe:

Zum einen haben sich die wenigsten von uns bewusst dazu entschlossen, nach der „Goldenen Regel“ zu leben und so mit anderen Leuten umzugehen, wie wir uns wünschen würden, dass diese mit uns umgehen.

Zum anderen sind wir selbst uns meistens gar nicht bewusst sind, wie wir gerne von anderen behandelt werden wollen.

Wie können wir die „Goldene Regel“ in unser Leben integrieren?

Wann haben Sie das letzte Mal bewusst darüber nachgedacht, wie Sie gerne von ihren Kollegen, Freunden und Mitmenschen behandelt werden wollen? Und wenn ja: Haben Sie danach auch reflektiert, ob Sie selbst sich gegenüber Ihren Mitmenschen auch so verhalten? Haben Sie sich bewusst entschieden, die Menschen um sich herum nur so zu behandeln, wie Sie auch von ihnen behandelt werden möchten?

Nehmen Sie sich doch im Laufe der Woche ein paar Mal Zeit – vielleicht bei einem Tee oder Kaffee – und denken Sie darüber nach:

„Wie wünsche ich mir, dass meine Familie, meine Freunde, meine Kollegen, wildfremde Menschen auf der Straße mit mir umgehen?

„Verhalte ich mich selbst auch den anderen gegenüber so?“

„Wäre ein Leben nach der Goldenen Regel für mich erstrebenswert?“

„Ist ein Leben nach der Goldenen Regel umsetzbar?“

„Wie kann ich mich im Alltag, in der Familie, im Beruf, im Straßenverkehr, beim Einkaufen selbst so verhalten?“

„Wie schaffe ich es, bewusst nach der Goldenen Regel zu handeln?“

Kein Allheilmittel, aber eine nützliche Orientierung

Zugegeben, verschiedene Menschen haben auch verschiedene Erwartungen, wie man mit Ihnen umgehen soll. Selbst wenn wir also alle der „Goldenen Regel“ folgen, sind Konflikte und Missverständnisse nicht zwangsläufig ausgeschlossen. Aber eine bewusste Reflexion der eigenen Erwartungen an die Mitmenschen und ein bewusstes Leben nach der Goldenen Regel machen das Leben für alle angenehmer und lebenswerter.

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