Ducunt volentem fata, nolentem trahunt – Bereitwillig seinem Schicksal folgen

Frau zieht Mann an einem Seil hinter sich her

Es fällt den meisten Menschen nicht leicht zu akzeptieren, wenn etwas nicht so läuft, wie sie es sich wünschen. Noch schwerer fällt es uns, Schicksalsschläge hinzunehmen. Doch man kann sich nicht nur auf Schicksalsschläge vorbereiten, man kann auch seinem Schicksal folgen und es bereitwillig annehmen.

Das empfiehlt nämlich Seneca in einem seiner Briefe an Lucilius 1:

(11) Duc, o parens celsique dominator poli,

quocumque placuit; nulla parendi mora est,

adsum impiger. Fac nolle, comitabor gemens,

malusque patiar facere, quod licuit bono.

Ducunt volentem fata, nolentem trahunt.

(12) Sic vivamus, sic loquamur: Paratos nos inveniat atque impigros fatum. Hic est magnus animus, qui se ei tradidit; at contra ille pusillus et degener, qui obluctatur et de ordine mundi male existimat et emendare mavult deos quam se.

(11) Führe, o Vater und Beherrscher des hohen Himmels, wohin auch immer es dir gefällt; ich gehorche sofort, ich bin da, unverdrossen. Angenommen, ich will nicht: ich werde dich ächzend begleiten und im unglücklich erdulden, das zu tun, was mir im Guten zu tun freistünde. Denjenigen, der es will, führt das Schicksal, denjenigen aber, der sich dagegen sperrt, zerrt es mit sich.

(12) So lasst uns leben, so lasst uns sprechen: Bereit und unermüdlich soll uns dass Schicksal antreffen. Das ist eine große Seele, die sich ihm [sc. dem Schicksal] anvertraut hat. Jener dagegen ist kleinlich und unwürdig, der sich sträubt und über die Ordnung der Welt übel denkt und lieber die Götter bessern will als sich selbst.

Seneca, Epistulae morales ad Lucilium 107, 11–12.

Wenn man bereit ist, seinem Schicksal zu folgen, dann führt es einen durchs Leben. Wenn man sich gegen sein Schicksal sträubt, dann ändert man trotzdem nichts daran und empfindet es umso schlimmer. Also ist es besser, sich die Freiheit zu bewahren, seinem Schicksal zu folgen.

Das klingt pathetisch, heldenhaft, stark. Vielleicht sagt es sich sogar recht leicht. Sicher motiviert es. Doch lässt es sich auch so leicht umsetzen, seinem Schicksal zu folgen? Was bedeutet das eigentlich konkret? Wie können wir unser Schicksal bereitwillig annehmen? Wir können wir uns unserem Schicksal anvertrauen?

  1. Seneca, Epistulae morales ad Lucilium 107.

7 Kommentare

  1. Indem ich die wirklich wirkenden NATURgesetze erkannt habe
    kann ich erst bewusst vertrauend mein Leben mein Schicksal akzeptieren

    Ein Baby akzeptiert unbewusst naiv bis es Hunger hat und sich auch so unwohl fuehlt

    Ergo
    braucht es meine gefuehlte Erkenntnis weshalb warum wieso es so is wie es is

    Heute
    mit 59 Jahren und intensiven bewusst fuehlend erkennend akzeptierend leben
    kann ich fuehlend sagen dass ERKENNEN koennen also SEHENd SEIN die groesste Macht in unserer Welt is
    ich bin FREI von jeglicher Moral die IMMER eine DoppelMoral den Kraftvollen schwaechend kraenkend behindern und den Schwachen daran hindernd sich geistich rege mit seinem Leben auseinander zu setzen weil ihm geholfen wird

    Der Weg im Akzeptieren is der steinigste und
    braucht staendig gut durchtatmen
    is Anfangs lange lange mit viel Trauer und Weinen gepflastert
    und schenkt mit den Jahren immer sanfder Freude
    die sich im Ruhebecken sammeld und allmaehlich darin Kraftschopfend
    mich gesund erfrischd

    Als Frau konnte ich die fehlende weibliche Seite der Magie die in Freude Kraftschopfend loesende
    naemlich die AKZETIERENDE
    in mir entdecken
    und wurde so die LIEBENde Revoluzzerin
    OHNE Kampf
    OHNE Krieg
    OHNE Widerspruch
    OHNE Diskussion

    Im Film „Hero“ inspirierte mich „Gebrochenes Schwert“ und Koenig Chi mit seinem Zeichen „Alles unter einem Dach“
    indem letztendlich der friedliche Krieger sein Schwert aus der Hand und aus seinem Herz schwinden sieht

    Indem ich Frau in mir diesen Friedlichen Krieger empfangen konnte
    habe ich die Sehnsucht des Koenigs in mir erfuehlld
    und auch mein Sehnen is meinem SEHEN gewichen
    das mit vollkommen Akzeptieren vollkommen Vertrauen
    in unsere Welt UND den Menschen die mich ansprechen
    schenken kann

    Liebe Gruesse
    Allrose Erosa

  2. Der Schlußsatz von Oswald Spengler in „Der Untergang des Abendlandes“, 1918.
    „Ducunt fata volentem nolentem trahunt.“

    In einer anderen Fassung des Werkes erinnere ich mich dunkel an den letzten Satz:
    „Wir sind alle Soldaten Roms.“
    (Thomas Mann soll darüber sein Mißbelieben geäußert haben.)

    Mal eine andere Frage, Herr Dr. Frisch, wenn Sie erlauben.
    Wie würden Sie konkret den Wahlspruch „Per aspera ad astra.“ auslegen.
    Habe kürzlich jemanden aus einer Familie mit eben diesem Motto im Familienwappen gesprochen. Übrigens auch größtenteils Hamburger.
    Vielen herzlichen Dank im voraus!

    Mit freundlichen Grüßen

  3. Sinngemäß so wie Arthur Schopenhauer, ‚wer mit übergroßen Schwierigkeiten kämpft und am Ende obsiegt – und dafür schlecht oder gar nicht entlohnt wird, das ist ein Held.‘
    🙂

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