Philosophieren? Wie geht das eigentlich? Wie philosophiert man? Muss man Philosophie studieren, um Philosophieren zu lernen? Muss man sich unbedingt jahrelang mit den Texten der großen Philosophen auseinandersetzen, um philosophieren zu lernen?
Nein! Philosophieren kann jeder. Denn es geht dabei gar nicht so sehr um bestimmte Techniken und Methoden, sondern vielmehr um eine Haltung gegenüber der Welt.
Alles eine Frage der Einstellung?
Manche Menschen sind wahre Naturtalente im Philosophieren. Kinder zum Beispiel. Sie löchern die Erwachsenen mit Fragen zu allen erdenklichen Themen.
Allerdings verlieren viele diese Haltung zur Welt, wenn sie älter werden.
Aber jeder Mensch kann diese Haltung zur Welt, die die Voraussetzung ist, um zu philosophieren, wieder in sich wachrufen und kultivieren.
Die philosophische Einstellung zur Welt
Um welche Haltung geht es denn nun beim Philosophieren? Im Prinzip ist das ganz einfach: Nichts einfach als selbstverständlich und gegeben hinnehmen. Scheinbare Gewissheiten hinterfragen.
Der Ursprung der abendländischen Philosophie bei den alten Griechen bestand im Staunen über die Welt. Die ionischen Naturphilosophen und andere frühe Philosophen gaben sich nicht mehr mit den mythologischen Erklärungen für die Geschehnisse in der Welt zufrieden. Sie akzeptierten nicht mehr die althergebrachten Erklärungen für die Naturphänomene aufgrund des Wirkens von Göttern. Stattdessen hinterfragten sie die mythologische Welterklärung ganz grundsätzlich und suchten nach rationalen Erklärungen.
Die Sophisten und Sokrates unterzogen dann auch den Menschen und das Miteinander in der Gesellschaft solch gründlichen Untersuchungen. Sokrates bekannte freimütig, dass er einzig und allein wisse, dass er nichts wisse, und machte sich deshalb auf die Suche nach Antworten auf grundlegende Fragen, indem er sogenannte Experten für bestimmte Themen in Gespräche verwickelte, ihre Sicherheit über ihr Wissen erschütterte und schließlich gemeinsam mit ihnen neue Antworten suchte.
In der Neuzeit machte dann René Descartes den Zweifel und das grundsätzliche Infragestellen sämtlicher bislang für wahr gehaltenen Überzeugungen zur Grundlage seiner Methode der Philosophie.
Und wie philosophiert man jetzt ganz konkret?
Hier ein paar Vorschläge für die ersten Schritte im Philosophieren:
- Nehmen Sie eine liebgewordene Überzeugung und stellen Sie diese bewusst in Frage! Verhält es sich wirklich so, wie ich glaube und wie vielleicht auch alle sagen? Warum ist das so?
- Betrachten Sie diese Überzeugung aus verschiedenen Perspektiven! Nehmen Sie bewusst auch die Rolle des Kritikers ein! Was spricht gegen Ihre Überzeugung? Was könnte man dagegen einwenden?
- Fragen Sie andere über deren Meinung zu Ihrer Überzeugung! Diskutieren Sie mit ihnen darüber! Egal, ob nun im Gespräch zu zweit oder mit mehreren anderen zusammen.
- Informieren Sie sich gründlicher: Recherchieren Sie im Internet oder in Büchern!
- Seien Sie bereit, Ihre Meinungen und Überzeugungen nicht nur infragezustellen, sondern auch über den Haufen zu werfen, wenn diese Ihren Fragen und den Argumenten anderer nicht standhält.
- Seien Sie offen für andere Meinungen, Überzeugungen und Argumente.
Und nun los!
Und das ist alles? Ja, das ist alles. Jedenfalls für den Anfang. Mit dieser Einstellung zum Leben, zur Welt, aber auch zu sich selbst, sind Sie bestens gerüstet, um zu philosophieren. Jetzt müssen Sie nur noch damit beginnen. Legen Sie los!
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